· 

Wohin des Weges?

Eine Momentaufnahme aus dem Sommer in unserem Garten, eingefangen von der Kamera meines Mannes:
ein Grashüpfer, still verharrend im einen, sich mit einem großen Sprung auf den Weg machend im anderen Aufgenblick. Wohin des Weges? Manchmal beneide ich die Tiere in unserem Garten, auch die Tiere in unserer Familie: sie scheinen ihren ganz eigenen Rhythmus zu haben, scheinen sehr genau zu wissen, was ihnen gut tut oder was sie gerade brauchen und sie vermitteln mir den Eindruck, zielsicher ihres Weges zu gehen. So ganz anders fühle ich mich oft als Mensch! Ich unterliege in meinem Tagesablauf festgelegten Terminen, richte mich infolgedessen mehr nach der Uhr als nach meinem Körperrhythmus, ich habe nur allzu oft das Gefühl, so ganz und gar nicht mehr zu wissen, was ich gerade brauche, weil ich viel zu oft meine eigentlichen Bedürfnisse übergehe und so erscheine ich mir selbst auf meinem Lebensweg streckenweise eher torkelnd, stolpernd und mehr blind als zielsicher. Muss das eigentlich so sein?

 

Ich habe inzwischen gelernt: gerade dann, wenn ich mich so sehr nach innerer Ruhe und Gelassenheit sehne, muss ich mich zurückziehen. Ich trete gedanklich ein paar Schritte zurück, betrachte von einer ein klein wenig ver-rückten Perspektive mein Leben, löse mich innerlich von dem Druck, den Termine und mir gestellte Aufgaben machen können und konzentriere mich erst einmal aufs Elementare: meinen Atem. Mir hilft das, mich wieder zu spüren und mir selbst wieder näher zu kommen, mich zu verankern und mich zu regenerieren. Aus-Zeit im besten Sinne. Dann passiert nach einer Weile etwas, was mich lächeln lässt: die ach so wichtigen Dinge verlieren ihre Dringlichkeit und mein (innerer) Blick klärt sich und ich bin bereit, mich wieder auf die mir am Herzen liegenden Angelegenheiten zu konzentrieren. Und so fällt es mir viel leichter zu erkennen, was ich gerade wirklich brauche, was mir gut tut und wie meine nächsten Schritte auf meinem Weg aussehen könnten...

 

Rückzug nach INNEN??? Mir ist schon klar, dass in den Zeiten der medialen Vernetzung wie sie heute gegeben ist, die Wirkung nach AUßEN eine ungleich größere Rolle spielt als früher. Es geht um eine möglichst ideale Selbstdarstellung per Fotos, Videos, Likes etc. Erfolge werden sofort geteilt, persönliche Ereignisse entsprechend aufbereitet - doch immer geht es um die Außenwirkung. Und dadurch bleibt viel weniger Zeit für das Verinnerlichen, das persönliche Verarbeiten und vielleicht auch - das stelle ich mal so dahin - für das stille Genießen und das innere Wachstum. Und vielleicht resultiert gerade daraus die innere Leere, die so viele beklagen, die Sucht nach immer mehr und immer größerem Erfolg, um sich darüber zu definieren, das Gefühl, sich abzuhetzen und doch niemals wirklich zufrieden sein zu können. Unseren Tieren sind dergleichen messbare Erfolge total egal. Sie leben absolut im Jetzt und Hier und werten und kategorisieren nicht. Vielleicht lässt sich da ein wunderbarer Ansatz für ein friedvolles und wertschätzendes Miteinander unter uns Menschen (und mit uns selbst?! und mit unseren Tieren??!!) ableiten: liebevoll annehmen statt negativ zu werten, großzügig das Positive sehen statt pingelig herumzumäkeln, aus dem was jetzt ist das Beste machen statt immerzu nach etwas Anderem/ vermeintlich Besserem zu suchen... Möglicherweise verschieben sich dadurch unsere Wertmaßstäbe. Möglicherweise ändern sich sogar unsere bisher gesteckten Ziele. Möglicherweise entwickeln wir neue Gewohnheiten. Aber das macht nichts, finde ich, solange das uns selbst gut tut und den anderen um uns herum nicht schadet, sondern wir im Gegenteil darauf bedacht sind, auch für den anderen so gut zu sorgen wie für uns selbst, sei es ein geliebter Mit-Mensch oder das uns anvertraute Tier.