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Ein bisschen mehr Respekt, bitte!

Respekt... dieses Bild einer unserer Katzen passt da ganz wunderbar dazu! Vermutlich räkelte sie sich zum Zeitpunkt des Fotos sehr entspannt auf dem Sofa, Streicheleinheiten genießend und war kurz vorm Einschlafen. Dennoch: die Perspektive ihrer Zähne ist respekteinflößend!

 

Respekt... als ich heute mein Pony einlud, zu mir zu kommen, das Halfter über der Schulter, einen Spaziergang durch den angrenzenden Wald im Sinn, spielten wir Nikkis Begrüßungsspiel: Sie schaut in meine Richtung, nimmt den Kopf zur Seite, stellt sich wieder gerade, schaut und wartet. Ich mache das dann so ähnlich: ich schaue zu ihr hin, drehe meinen Oberkörper zur Seite, drehe mich wieder zurück, schaue und warte. Nikki ist dran, wiederholt das Prozedere und wartet. Also ich nochmal... und es ist an mir, Geduld zu beweisen im Wissen, dass ich meinem Pony die Freiheit lasse zu entscheiden, wann sie sich in Bewegung setzt. Nach der dritten Runde war es dieses Mal soweit, Nikki befand sich ausreichend bestätigt und kam auf direktem Weg zu mir, die ich am Paddockausgang stand, rund 15 Meter von ihr entfernt. Zugegeben, immer machen wir das nicht so. Heute aber war ausreichend Zeit und Muse vorhanden, so dass ich mich gern darauf eingelassen und dabei gemerkt habe: Auch dieses Begrüßungsspiel hat mit Respekt zu tun! Wir wahren beide unseren Abstand bis klar ist, dass wir jeweils die volle Aufmerksamkeit des Gegenübers haben. Erst dann kann das weitere Sich-Einlassen, das Aufgeben der sicheren Distanz zugunsten von Nähe und der Bereitschaft zu weiterem gemeinsamem Tun stattfinden.

 

Respekt... habe ich vor kurzem einer bewundernswerten Freundin gezollt, die zu Zeiten von Corona und damit verbundenen Einschränkungen als Musikerin dennoch versucht, so gut es geht ihrem Beruf nachzugehen, Mittel und Wege zu finden, ihren Unterricht, den Kontakt zu ihren Gruppen und zu den Kollegen aufrechtzuerhalten und es dabei immer wieder versteht, das Beste aus der Situation zu machen. Wir sind einige hundert Kilometer voneinander entfernt, sehen uns selten, aber ich kenne sie lange genug um zu wissen: Sie kommt den Menschen mit Mitgefühl und einem Lächeln entgegen und es stellt sich mit ihr in Begleitung eine Brise Optimismus und Heiterkeit ein, wären die Umstände auch noch so miserabel.

 

Respekt... erwarten wir uns im Umgang mit unseren Mitmenschen, unserem Partner, unseren Kindern und ja, auch unseren Tieren. Unser Pferd sollte Abstand wahren und uns nicht überrennen, die Katze uns nicht zwicken, die Tochter sollte hilfsbereit sein, der Sohn nicht rummaulen, der Partner sollte Rücksicht nehmen, die Verkäuferin an der Theke höflich sein usw. Doch Respekt fängt meines Erachtens bei uns selbst an. Behandeln wir uns selbst mit Respekt, heißt das nichts Anderes als höflich, liebevoll, umsichtig, achtsam und mit Bedacht mit uns selbst umzugehen. Loben statt mich selbst fertig zu machen, mir selbst zulächeln statt an mir herumzumäkeln, Fortschritte in den Fokus stellen statt Mängel aufzulisten, eine Pause gönnen statt ständig über meine Grenzen zu gehen, mir selbst gut zureden und an mich glauben statt mich selbst an den Pranger zu stellen und mir Unfähigkeit und Inkompetenz zu attestieren. Auch wenn es ein wenig Überwindung kostet, so glaube ich ganz sicher: Respektvoller Umgang ist Übungssache! Und wenn wir uns darin uns selbst gegenüber üben, wirkt sich das unmittelbar und fast wie von allein auch darauf aus, wie wir mit anderen, egal ob Mensch oder Tier, umgehen - und sie mit uns. Das macht Respekt so wertvoll und so wichtig. Um es mit Worten des Dalai Lama zu sagen:

 

Habe stets Respekt vor Dir selbst, Respekt vor Anderen

und übernimm Verantwortung für Deine Taten.