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Ein Nachruf

Am Tag vor Weihnachten haben wir eine unserer Katzen tot in der Einfahrt der Nachbarn auffinden müssen. Ein Schock für uns alle. Von jetzt auf gleich nicht mehr da war die sanftmütigste, kuscheligste, liebste Katze, die man sich nur vorstellen kann. Sie war unsere Mitte, die Ruhe in sich und für uns, sie war, ohne dass wir das so bemerkt hätten, für jeden von uns etwas Besonderes und hatte mit jedem von uns ihre eigene Beziehung. Eigene Abläufe. Eigene "Abmachungen". Und damit sind sehr unterschiedliche Erinnerungen und individuelle Erlebnisse geblieben.

 

Wer keine Beziehung zu Tieren, keine eigenen Tiere hat, mag versucht sein zu sagen: das war doch nur eine Katze. Eine kleine, eher zierliche, im Außen eher schüchterne noch dazu. Für uns stimmt das nicht. Für uns war sie ein Familienmitglied, ein fester Teil, eine Anlaufstelle. Sie hat getröstet, wenn es einem schlecht ging, sie hat ins Bad begleitet und ihre morgendlichen Kuscheleinheiten eingefordert, sie war eine Bürokatze und hatte nicht selten ihre Pfoten auch auf der Tastatur, sie lag fast immer dabei, wenn es Abendessen in großer Familienrunde gab... sie war in ihrer unaufdringlichen Präsenz einfach da.

 

Trauer ist etwas, das in Wellen kommt und Zeit braucht. Das habe ich dieses Mal einmal mehr gelernt. Und dass wir sehr unterschiedlich trauern. Dass die Tränen fließen müssen und dürfen. Dass der Eine mehr Rückzug, die Andere Raum zum Erzählen und zum Erinnern braucht.

Ich habe mir selbst und unserer Katze versprochen, ihr einen Text zu widmen. Für sie, für uns und für alle, die einen treuen Tiergefährten verloren haben und trauern. Und ich habe ihr fest und heilig versprochen, das Leben mehr wert zu schätzen. Mein eigenes und das der anderen, sei es Mensch oder Tier.

 

Das Leben ist etwas ganz Besonderes.. ein Geschenk, mit dem ich etwas Besonderes anfangen möchte. So viel Zeit wird verschwendet für.. Nichtigkeiten. So oft entscheide ich mich gegen mich und tue Dinge, die ich eigentlich nicht tun will, sage Sachen, die ich eigentlich gar nicht sagen will, stehe nicht für mich ein, wo ich dringend für mich einstehen sollte, gehe über meine Grenzen, obwohl ich sehr genau weiß, dass mir das überhaupt nicht gut tut. Das Leben ist zu kurz dafür! Das Leben kann so abrupt beendet sein. Und daher versuche ich den Fokus zu verschieben. Es geht mir nicht darum, mein Leben umzukrempeln.. es geht mir mehr darum, auf die Frage "WIE lebe ich?" eine differenziertere Antwort zu finden:

 

Ich nehme mir mehr Zeit, bewusst nach Innen zu hören, um herauszufinden, was ich brauche, damit es mir gut geht. Ich übe mich darin, mich selbst wert zu schätzen, mir Anerkennung zu zollen, mich selbst gut zu finden und damit, mich selbst zu stärken. Ich achte darauf, freundlich auf Andere zuzugehen, mit einem Lächeln und mit positiven Gedanken. ... Ich möchte in jedem neuen Tag etwas Schönes sehen und jeden Tag aufs Neue versuchen die zu sein, die ich auch wirklich bin.

Am Ende meines Lebens, wann auch immer das sein wird, will ich sagen können, dass ich mit meinem Leben, so wie ich es gelebt habe, zufrieden bin. Und glücklich. Und mit mir selbst im Reinen. Ich will sagen können, dass ich stolz auf mich bin. Weil ich allein weiß, gegen welche Windmühlen ich gekämpft, welche inneren Niederlagen, aber auch welche Siege ich davon getragen habe. Und ich bin schon jetzt dankbar all denen, die um mich herum sind (und waren) und ihre Zeit, ihre Gedanken und Träume und Sorgen, große Teile ihres Lebens und unendliche Liebe mit mir geteilt haben. Wie eben unsere kleine Katze Momo..